Warum eigentlich kein BIM?

Building Information Modeling ist in vielen KMU noch nicht angekommen – dabei können auch kleinere Unternehmen einen einfachen Einstieg finden und von der Zusammenarbeit durch BIM profitieren

Digitalisierung in der Baubranche – dazu gehört auch Building Information Modeling (BIM). Bei der Umsetzung hakt es jedoch immer noch. Dabei könnte BIM die Bauindustrie effizienter und klimaverträglicher machen. Welche Missverständnisse es gibt, wie die Branche vorankommt und was KMU tun können, um ganz einfach mit BIM arbeiten zu können, erfahren Sie in diesem Artikel.

In vielen Bereichen ist BIM heute auf dem Vormarsch

Größere Unternehmen in der Baubranche etablieren BIM bereits seit längerer Zeit als Arbeitsmethode. Sie investierten in Software, technologische Infrastruktur und die Schulung ihrer Mitarbeiter. Entsprechend sind diese Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt ein großes Stück vorangekommen und haben BIM als Methode etabliert. Bei vielen kleineren Unternehmen sieht es dagegen völlig anders aus. Nicht nur bei der Umsetzung gibt es großen Bedarf – es fehlt vielfach auch ein gemeinsames Verständnis, worum es bei BIM eigentlich geht.

 

Was folgt auf BIM?

Ist Building Information Modeling (BIM) das Allheilmittel gegen herausfordernde Bauprojekte?

BIM – ein Begriff und viele Missverständnisse

BIM – den Begriff hat zwar jeder in der Branche schon einmal gehört, doch viele Akteure in Deutschland und Österreich können damit nichts anfangen – oder sie missverstehen, was es bedeutet.

 

BIM ist vielleicht der am häufigsten falsch verstandene Begriff im Baugewerbe.

Das liegt vielleicht schon an der Bezeichnung Building Information Modeling selbst. Oft geben ausführende Unternehmen zu bedenken, dass sie am Modeling eines Gebäudes überhaupt nicht beteiligt sind, sondern nur die Bauphase ausführen. Die Modellierung sei die Aufgabe der Planer und Architekten im Schritt davor. Bauausführende fühlen sich daher vom Thema BIM oft nicht angesprochen.

Darum geht es bei BIM(M): Gebäudedaten über den gesamten Lebenszyklus managen und verknüpfen

BIM steht für Building Information Modeling. Diese Arbeitsmethode ermöglicht die integrierte Gestaltung, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden oder anderen Infrastrukturen durch den Einsatz von spezialisierter Software. Dabei werden sämtliche wichtigen Daten von den unterschiedlichen Akteuren des Bauprozesses digital zusammengeführt und das Bauwerk mit einer CAD-Software modelliert. Building Information Modeling wird beim Hochbau, im Tiefbau, Städtebau und Verkehrsbau sowie in der anschließenden Gebäudeverwaltung einschließlich des Rückbaus eingesetzt. Vielfach wandelt sich die Bezeichnung heute deshalb auch schon von BIM zu BIMMBuilding Information Modeling und Management.

 

Das bietet Bauunternehmen die Möglichkeit, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren, ungenutzte Ressourcen zu mobilisieren, Koordinationsfehler zu minimieren und den Einsatz von Materialien und Personal besser zu steuern. Dadurch können sie Bauprojekte am Ende sowohl kosteneffizienter als auch zügiger zum Abschluss bringen.

Darum fehlt bei BIM oft noch die produktive Zusammenarbeit

Größere Bauunternehmen nutzen BIM schon vermehrt. Baufirmen und Generalunternehmer planen ihre Bestellungen, Materialflüsse und Abläufe auf der Baustelle auf diese Weise.Diese Unternehmen vermissen jedoch oft die Zusammenarbeit mit anderen Projektteilnehmenden. Denn das könnte erst den eigentlichen Wert und Nutzen von BIM ausmachen.

 

Gedacht ist Building Information Modeling als Arbeitsweise, bei der sich alle Gewerke, wie etwa der Statiker oder der Haustechniker, und jede Baufirma einbringen. Jede Disziplin erstellt dabei zunächst ihr eigenes Modell. Damit hat sie die alleinige Hoheit und auch die Verantwortung für ihr Modell. Alle Modelle werden dann vom BIM-Manager in einem Gesamt- oder Koordinationsmodell zusammengeführt. Als Beispiel: Sagt der Haustechniker, dass er an einer Stelle etwa einen Durchbruch braucht, berechnet der Statiker dies und die Baufirma führt es anschließend so aus, dass der Haustechniker dort seine Leitungen hindurchführen kann.

 

Große Unternehmen, die als Projektlead fungieren, übernehmen zwar oft die Eingabe der Daten ihrer Subunternehmer – in Bereichen ohne eine solche Projektleitung gestaltet sich die Zusammenarbeit mit BIM jedoch schwieriger.

In den nordischen Ländern ist BIM seit Langem etabliert

Größere Baufirmen haben in Deutschland und Österreich vor über zehn Jahren damit begonnen, BIM in ihre Arbeitsprozesse aufzunehmen. Sie haben in Software und Schulungen investiert, um dorthin zu kommen, wo sie heute stehen. In den nordischen Ländern wurde allerdings noch wesentlich früher damit begonnen, BIM einzuführen:

  • In Finnland hat sich BIM seit Langem etabliert. Die staatliche finnische Immobilienorganisation „Senate Properties“ schreibt die Verwendung von BIM für ihre Projekte bereits seit 2001 vor. Bei der BIM-Implementierung ist das Land ganz weit vorne. Schon im Jahr 2007 nutzen 93 % der finnischen Architekturbüros und 60 % der Ingenieurbüros BIM routinemäßig.
  • Die Einführung von BIM in Schweden ist so weit fortgeschritten, dass der Markt selbst ohne klare staatliche Leitlinien bewährte Verfahren entwickelt hat. Die schwedische Verkehrsbehörde hat die Verwendung von BIM seit 2015 bei Bauprojekten vorgeschrieben.
  • Die Verwendung von BIM in Dänemark etabliert sich seit 2000. Bereits 2006 hatten 50 % der Architekten BIM zumindest für ein Projekt verwendet. Im Jahr 2007 wurde die Verwendung von BIM für alle öffentlichen Projekte obligatorisch, und 2011 wurde diese Anforderung auf alle regionalen und lokalen Einrichtungen ausgeweitet.
  • Bereits seit 2010 verwenden alle Projekte in Norwegen das Dateiformat IFC sowie BIM für den gesamten Lebenszyklus ihrer Gebäude.

Insgesamt sind diese Länder bei der Digitalisierung weiter. Alle Akteure sind eher bereit, neue Technologien auszuprobieren.

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Digitalisierung beginnt im Kopf.

In Deutschland und Österreich ist die Digitalisierung im privaten Bereich der meisten Menschen zwar auch längst Realität. In vielen Branchen und auch im Baugewerbe halten viele Unternehmen bei ihrer Arbeit jedoch eher an tradierten Arbeitsweisen fest. Gerade kleinere Bauunternehmer geben an, dass sie mit der Umsetzung von BIM warten, bis es eine verbindliche Normierung gibt. Zwischen Deutschland und Österreich gibt es aktuell noch Unterschiede, was den Einsatz von BIM angeht: Seit 2018 ist in Österreich BIM für die Kostenüberwachung bei öffentlichen Bauwerken obligatorisch. Basierend auf einem Vorschlag der Europäischen Kommission wurde BIM ab 2020 für öffentliche Bauprojekte und Ausschreibungen in Österreich verbindlich. Bisher gibt es kein Gesetz, das die generelle Anwendung von BIM in Österreich vorschreibt. Die Entscheidung zur Nutzung von BIM bleibt beim Auftraggeber und kann im Vertrag festgeschrieben werden.

 

In Deutschland wurde die Anwendung von BIM für öffentliche Infrastrukturprojekte des Bundes ab Januar 2021 verbindlich. Seit Ende 2022 werden schrittweise sämtliche Bauvorhaben des Bundes auf BIM umgestellt (gem. Masterplan BIM). Spätestens 2027 gilt eine vollumfängliche BIM-Pflicht für alle Bauprojekte des Bundes, egal welcher Größe.

Große und kleine Baufirmen – Unterschiede bei der Digitalisierung

Die Strukturen von kleinen und großen Bauunternehmen unterscheidet sich. Auch das beeinflusst die Umsetzung von BIM. Große Unternehmen haben in der Regel eigene Fachabteilungen, die sich ausschließlich um Digitalisierung und um neue Entwicklungen kümmern.

 

Bei KMU sieht es ganz anders aus. Dort gibt es neben dem Chef meist nur wenige Techniker sowie das Personal auf der Baustelle. Manche kleinen Unternehmen haben noch einen externen Mitarbeiter, der sich darum kümmert, dass die Geräte wie PCs aufgesetzt sind, es einen aktuellen Virenschutz gibt, dass das Internet läuft und das E-Mail-Programm funktioniert. Aber niemand kümmert sich um die strategische Entwicklung digitaler Prozesse in der Firma.

Die Prozesse in KMU unterscheiden sich

Der Hintergrund ist einerseits finanzieller Natur. Es zeigt sich jedoch auch oft ein anderes Verständnis der Prozesse. Bei kleinen Unternehmen heißt es häufig: „Wir warten erst noch auf eine Norm.“ Viele ganz kleine Unternehmen sind bei größeren Firmen als Subunternehmer beschäftigt. Sie haben ihre Preise im Kopf – aber keine wirklich vernetzten digitalen Prozesse. Der Unterschied zwischen einer großen Baufirma und einem kleinen Subunternehmer mit drei, vier Angestellten ist riesig.

 

Alle Unternehmen, die an der Entstehung eines Gebäudes beteiligt sind, unter einen Hut zu bekommen, ist sehr schwierig. Bei dem einen passt der Hut gut auf den Kopf. Bei dem anderen sieht man die ganze Firma nicht mehr, so groß ist der Hut.

So finden kleine Baufirmen einen einfachen WEg zu BIM

Damit viele Unternehmen gut zusammenarbeiten können, setzt NEVARIS auf openBIM. Hierbei gibt es kein proprietäres Dateiformat für den Austausch.

Warum wir bei NEVARIS openBIM leben

openBIM ist die ideale Möglichkeit zur Zusammenarbeit, weil die Datenformate herstellerneutral und unabhängig von spezifischer Software sind. Der Datenaustausch erfolgt über eine IFC-Schnittstelle. IFC steht dabei für den offenen Standard „Industry Foundation Classes“, der den Austausch von Daten aus verschiedenen CAD-Lösungen und Software-Systemen im Bauwesen und Gebäudemanagement ermöglicht. So können Unternehmen ihre spezielle Expertise in das Projekt einbringen, ohne an eine vorgegebene Software gebunden zu sein. Deshalb wird die Entwicklung von openBIM in der Nemetschek Gruppe großgeschrieben.

Die Zeit arbeitet sicherlich ebenfalls für eine stärkere Digitalisierung: Junge Menschen werden an Universitäten und Hochschulen heute u. a. mit BIM für ihre Arbeit in der Baubranche ausgebildet. Sie haben daher eine andere Erwartungshaltung an ihre zukünftige Arbeitswelt als noch vor ein paar Jahren. Unabhängig von technischen Fragen bei der Zusammenarbeit mit BIM brauchen Unternehmen aber vor allem passende Tools, die ihre Arbeit effizienter machen. Die Firma NEVARIS Bausoftware GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und den Vertrieb umfassender Softwareprodukte sowohl für technische als auch für kaufmännische Bauaufgaben. NEVARIS punktet mit einer hohen Marktabdeckung, bewährter Software und zuverlässigem Support. In Österreich bietet NEVARIS entsprechende Software für kaufmännische Prozesse, Planung und Bau sowie für Dokumenten- und Kontaktmanagement an. So können Bauunternehmen – auch Kleinstfirmen – in einem stark digitalisierten Prozess mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Es wird in naher Zukunft mit Success X außerdem die Möglichkeit geben, über ein Modell die Abrechnung eines Bauobjektes vorzunehmen.

 

Mit Programmen wie Success X, NEVARIS Build im technischen Bereich sowie NEVARIS Finance im kaufmännischen Bereich erfüllen wir alle Software-Anforderungen für Haupt- und Nebengewerke der Bauindustrie in der gesamten D-A-CH-Region.

Fazit:

Für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit in der Baubranche bieten BIM und openBIM eine gute Möglichkeit. Beitragende Unternehmen können ihre jeweils eigene Expertise einbringen. Dies ist auch mit unterschiedlichen Systemen möglich, da BIM durch entsprechende Schnittstellen herstellerneutral und unabhängig von der Software arbeitet. In der Praxis haben große Unternehmen bei gemeinsamen Projekten oft den Lead. Unternehmen, egal welcher Größe, profitieren jedoch grundsätzlich von passender Software. Es lohnt sich, hier erste Schritte zu unternehmen, denn ab 2027 wird BIM bei öffentlichen Projekten in Deutschland verpflichtend.

 

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Bilder: NEVARIS, Adobe Stock